Friedenswochen: SPD ließ Nürtinger „Umwelthelden“ zu Wort kommen – Jugendliche interessieren sich nicht fürs Klima? Weit gefehlt! Nicht nur die Fridays-for-Future-Bewegung ist in Nürtingen präsent. An einigen Schulen gibt es zukunftsweisende Projekte. Die Nürtinger SPD nennt sie „Umwelthelden“ und bat im Rahmen der Nürtinger Friedenswochen zu Bericht und Meinungsaustauch ins Jugendhaus.

Dabei wurde schnell klar, dass kleinere Gruppen an den Schulen entweder umweltschonendes Verhalten fordern und vorleben oder Aktionen durchführen, die dem Schutz des Klimas dienen. Meist hängt ein Erfolg aber an einzelnen Personen, auch an einzelnen Lehrern, die diese Projekte fördern. SPD-Vorsitzende Bärbel Kehl-Maurer appellierte denn auch an die Anwesenden, sich zu vernetzten, zum Beispiel über den Jugendrat. Eine „Nürtingen-SMV“ (Schülermitverantwortung) brachte MPG-Schülerin Clara Schweizer ins Gespräch.

Sie war es auch, die die Nürtinger Friday-for-Future-Gruppe Nürtingens vorstellte. Weltweit habe die Bewegung erreicht, dass der Klimawandel wirklich ins Bewusstsein der Menschen, insbesondere der Politiker, gelangt sei. Durch Aktionen, Demonstrationen oder Klimaseminare will die Nürtinger Gruppe Druck auf die Politik machen: „Wir müssen endlich handeln, nicht nur reden!“ Ihr Ziel ist eine klimaneutrale Stadt, und Clara Schweizer hofft dabei auf den neuen Oberbürgermeister Dr. Fridrich und den Gemeinderat.

Loana Derez und Anna-Maria Stöckle aus der zehnten Klasse der Walddorfschule berichteten von ihrem Projekt „Nürtingen blüht auf“, das aus ihrem Ethikunterricht hervorgegangen sei. Sie haben Verkehrsinseln, Randstreifen, Dächer oder Gärten ins Visier genommen und fordern für diese Flächen artenreiche Bepflanzung. Die Mode gewordenen Steingärten sollten zurückgebaut werden und mehr Mülleimer aufgestellt werden.

Anfangs hatte Sven Simon die Beziehungen zwischen Klimawandel und Frieden aufgezeigt und bettete damit die „Umwelthelden“ in einen größeren Zusammenhang ein. Durch die Erderwärmung sinke die Wirtschaftsleistung, zunehmende Dürreperioden führten zu Hungerepidemien und Wasserknappheit sowie in der Bevölkerung zu Unruhen. Die Folge seien, wie schon oft in der Geschichte, Klimawanderungen. Prognosen sprechen von 200 Millionen Klimaflüchtlingen bis zum Jahr 2050. Daher müsse alles getan werden, um einer weiteren Erderwärmung gegenzusteuern.

Für Ottmar Braune vom BUND sind klimafreundliche Maßnahmen auf lokaler Ebene unverzichtbar. Das in den neunziger Jahren von ihm mitverfasste Konzept „Solarstadt Nürtingen 2046“ müsse auf 2030 vorverlegt werden: „2046 ist zu spät.“ Ohne das unter der rot-grünen Regierung Schröder verabschiedete EEG-Gesetz wäre Deutschland nicht soweit bei den regenerativen Energien. Wir bräuchten aber deutlich mehr Sonnen- und Windenergie, z.B. einen Windpark auf der Schwäbischen Alb: „Es geht schließlich um unsere Existenz auf diesem Planeten.“

Peter Scharfenberger berichtete über ein Projekt an der Mörikeschule, das aus Altmaterial, auch Milchflaschen, ein Pflanzenregal herstellte. In der Fritz-Ruoff-Schule, berichteten Annika Hinse und Martin Crnousher, achte man u.a. im Café darauf, durch ein Mehrweg-Ausleihsystem Wegwerfplastik zu vermeiden. Außerdem gebe es an der Schule „Klima-Experten“, die dazu beitragen, ein Umweltbewusstsein zu schaffen. SPD-Stadtrat Michael Medla erläuterte abschließend Sinn und Zweck des neuen Unverpacktladens in der Marktstraße.

Eingeführt hatte in den Abend Erika Maag-Brammer. Sie hofft, dass nicht nur von der Friday-for-Future-Bewegung, sondern auch von diesem Abend ein Weckruf ausgehe.

Text zum Bild: Die jugendlichen „Umwelthelden“ im Jugendhaus lauschen den neusten, nicht gerade erfreulichen Zahlen und Entwicklungen, die das Klima betreffen.  Bild: Wetzel